Kisekibaha – Oase in der Steppe – im Festfieber

Christa Werner

25.08. Nachtflug von Kapstadt, Umsteige und Wartezeiten, Klimaumstellung und die Autofahrt vom Kilimanjaro Airport über Rau nach Kisekibaha erstickten die Wiedersehensfreude erst einmal in einem tiefen traumlosen Schlaf. Als am nächsten Morgen die Sonne über den Usambara Bergen aufging, da wurde die Freude zur Ergriffenheit: es war jedes Mal eine unbeschreibliche Erfahrung, von der großen Straße nach Daressalam links abzubiegen und von der Steppe in ein immer enger werdendes Tal auf schlechtem Weg bis ins Dorf zu fahren, und dort in das Gral Gelände einzufahren und wie aus dem Nichts in einem gepflegten großen Garten mit alten Bäumen, blühenden Hecken und blumengesäumten Wegen, die mächtige Kulisse der steilen Berge im Hin-tergrund, sich in einem üppigen paradiesischen Platz wiederzufinden.

Ich musste, nach der herzlichen Begrüßung vieler Gralfrauen aller Alterstufen, nicht fragen – es war einfach spürbar – es wurde das Fest in großem Stil vorbereitet: Ein zweistöckiges Hostel /Wohnheim war gerade noch fertig geworden um die vielen Gäste aus aller Welt aufzunehmen, die kleinen Häuser im Gelände waren frisch mit neuem Anstrich versehen, die Rasenflächen ge-mäht und die Grenzsteine der Wege leuchteten weiß gekalkt. An allen Ecken wurde emsig gear-beitet, eine Kuh wurde in der Garage in Einzelteile zerlegt und in der Küche roch es nach knusp-rigem Fettgebackenen. Höhepunkt am Tag vor der Zeremonie war, die mit Jubel und Trommel-wirbel empfangene Delegation von Frauen der umliegenden Dörfer – mehr als 40 kamen in Pro-zession mit langen Ästen auf dem Kopf tragend, geziert mit Blumen, um als Zeichen der Zugehö-rigkeit das Feuerholz für das Festmahl beizusteuern. Die Freude, der spontane Tanz, das einbe-zogen Sein in eine Solidarität: man muss es erlebt haben, Worte beschreiben so wenig!

Fünf junge Frauen hatten sich seit Jahren in der Gemeinschaft darauf vorbereitet ihr Verspre-chen abzulegen, im Gral-Kern zu leben. Ihre Vorbereitung war von tiefer spiritueller Art. Ihnen gehörte die Feier zusammen mit Imelda Gaurwa, die am 28. August 2013 goldenes Graljubiläum feiern sollte. Als erste Frau in Tansania, die sich in jungen Jahren für ein Leben in Hingabe im Gral entschied, hatte sie sich eingesetzt für Mädchen auf der Suche, für Menschen am Rande der Gesellschaft, für die Frauen der Massai, hat gearbeitet für Pfarreien, Diözesen, Gruppen, Schulen und nicht zuletzt für die ständig wachsende Gemeinschaft der Gralfrauen. Viele Zentren, Buchlä-den, Montessori Kindergärten, Initiativen und stabile Aktionsteams zeugen von ihrem sanften aber zähen Einsatz, getragen von einem lebendigen Glauben. Nach 50 Jahren hat Tansania die zweitgrößte Gralgruppe von 17 Ländern weltweit und hat viele positive Veränderungen bewirkt. Wen wundert, dass man Imelda am Festtag ganz besondere Ehren erwies?

Hunderte von Gästen füllten die Bankreihen vor der Kapelle schon am Morgen. Der Chor jubilier-te, Gralfrauen aus ganz Tansania, aus Uganda, Kenia, den Niederlanden, aus Australien, den USA und Deutschland gaben der Festgemeinde ein internationales Gepräge. Der Bischof der Diözese Same zusammen mit mehr als 40 Priestern feierte einen Festgottesdienst, in dem die Dedikation der fünf Frauen ebenso einen Platz hatte, wie die Erneuerung des Versprechens von Imelda. Drei Stunden vor dem Altar wurden nicht als lang empfunden und waren an vielen Stellen sehr an-rührend. Der anschließende Empfang von den Dörfern und Familien, die in Bussen angereist wa-ren um zu gratulieren, war laut und freudig, farbenfroh und herzlich. Gott allein weiß wie sie es schafften die Mengen mit einem üppigen afrikanischen Mahl zu speisen und die unzähligen Geschenke, einschließlich lebender Schafe und Ziegen zu versorgen.

Erst nach Einbruch der Dunkelheit und Abfahrt vieler Besucher, gab es ein „Familienfest“ im Speiseraum. Gedichte, Lieder, Tänze, füllten bis nach Mitternacht das Zentrum und die Herzen mit Freude und Hoffnung.

Einmal dabei sein, kann ich nur allen wünschen. Mein Dank geht an die Gruppe in Kisekibaha, an all die Helfer ebenso wie an die Gäste die das Fest in Gesprächen und Beiträgen so reich gemacht haben mit einem ehrlichen „Asante sana“.