Geschichte und Gegenwart
der internationalen Bewegung christlicher Frauen – GRAL
Die Internationale Bewegung christlicher Frauen – GRAL geht auf die Gründung durch den Jesuitenpater Jacques van Ginneken 1921 in den Niederlanden zurück. Heute ist der Gral in 17 Ländern und auf fünf Kontinenten in den jeweiligen Kulturen verwurzelt.
In den jeweiligen sozial – politischen Realitäten, in den örtlichen Kirchengemeinden und in der Weltkirche möchten wir die aktive und verantwortliche Beteiligung von Frauen stärken
In Deutschland nahm ein internationales Team 1932 in Berlin Gral-Aktivitäten auf. Nach dem Verbot durch die Nationalsozialisten (1938) entstand in der Nachkriegszeit wieder eine deutsche Gral-Gruppe in Bonn. In den 1950er bis 1970er Jahren gingen zahlreiche Frauen nach einer Vorbereitungszeit zunächst in den Niederlanden und dann im Gral-Zentrum Mülheim/Ruhr in die Entwicklungsarbeit, meist nach Afrika.
Mit den dort und in anderen Ländern entstandenen Gral-Gruppen stehen wir in enger, auch persönlicher Verbindung. Wir engagieren uns gemeinsam mit ihnen bei der Bewältigung globaler Probleme. Außerdem beteiligen wir uns solidarisch mit Gral-Gruppen an regionalen Projekten in Afrika, Asien und Lateinamerika.
Eine Gruppe von Gral-Frauen aus den Niederlanden und Deutschland mit mehrjähriger Projekterfahrung in Ostafrika trifft sich regelmäßig und steht in intensivem Austausch mit Gral-Gruppen in Kenia und Uganda, um die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Projekt „Eine Welt“ zu reflektieren und zu vertiefen.
In Deutschland sehen wir die wachsende Pluralität der Gesellschaft als Herausforderung. Dieser stellen wir uns u.a. in Duisburg. Seit Ende der 1960er Jahre leisten wir durch die Arbeit in der Internationalen Initiative Hochfeld Stadtteilförderung, indem wir Integrationsprojekte für ausländische Menschen anbieten. Außerdem arbeiten wir in Gemeinden, anderen gesellschaftlichen Gruppierungen und in Pfarrgemeinden mit.
Zwei Gral-Frauen, Frau Dr. Alberta Lücker und Frau Hilde Derksen wurden am 28.05.2005 mit je einem Stein in das Frauen-Gedenk-Labyrinth (www.frauen-gedenk-labyrinth.de) aufgenommen.
Am Samstag, den 28.05.2005 wurde in Hannover zur Erinnerung und zu Ehren von zwei Gralfrauen je ein Gedenkstein enthüllt und in Anwesenheit von etwa 30 Freundinnen und Freunden in das Frauen-Gedenk-Labyrinth eingefügt. Das Frauen-Gedenk-Labyrinth ist ein einzigartiges Kunstwerk. Es besteht aus 1000 flachen Granitsteinen, von denen bereits 445 Steine je einer Frau gewidmet worden sind. Diese Frauen kommen aus allen Zeitaltern der Geschichte und aus unterschiedlichen Ländern der Erde. Was sie gemeinsam haben? Auf irgendeiner Weise lag ihnen das Wohl von Frauen am Herzen. Sie haben zu ihrer Zeit und nach ihren Möglichkeiten im weitesten Sinne die Sache der Frauen und damit der Menschheit befördert.
Die morgendliche Gedenkstunde galt Hilde Derksen, die von 1923 bis 1995 gelebt hat. Ihr Stein trägt den Titel: „sanfte Rebellin“. Verschiedene Zeitzeuginnen erzählten aus Hildes Leben, u.a. von der Jugendarbeit am Niederrhein, der Frauenarbeit in Uganda, der Stadtteilarbeit mit Migrantinnen in Duisburg Hochfeld und ihrer Zugehörigkeit in der Internationalen Bewegung christlicher Frauen – Gral. Wir Gralfrauen nennen sie „sanfte Rebellin“, weil sie ihre zukunftsweisenden Vorstellungen früher als andere hartnäckig zur Sprache brachte und so weit wie möglich in die Tat umsetzte.
Am Nachmittag wurde Dr. Alberta Lücker geehrt, die von 1907 bis 1983 gelebt hat. Ihr Stein trägt die Inschrift: „für Frieden der Religionen“. In der Nachkriegszeit, ab 1946 war sie zunächst im deutschen Laienkatholizismus maßgeblich an der weltkirchlichen Ausrichtung beteiligt und Mitbegründerin zukunftsweisender Organisationen wie Misereor, AGEH, DKMR, KAAD. In den 70er Jahren wurde sie Gründungsmitglied der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (Religion for Peace). Die heutige Vizepräsidentin von WCRP-Europa, Frau Dr. Lisa Palmieri-Billig war aus Rom angereist. Sie zeigte am Beispiel des christlich-jüdischen Dialogs die Bedeutung der Religionen für die Versöhnung und den Frieden.
Die Lebensbeschreibung für beide Frauen ist in die Dokumentation eingegangen, die das Frauen-Gedenk-Labyrinth begleitet.
(Gerda Kaufmann, Friederike Stevens)