Britta Willigalla, März 2019

Mindestens einmal im Monat trifft sich ein fester Stamm von vornehmlich syrischen Frauen im Frauenzentrum der Internationalen Initiative Hochfeld, einem multifunktionalem Raum in überschaubarerer Größe. Hier finden neben den Integrationskursen, Lesetreffs und der Hausaufgabenbetreuung für die Kinder der Nachbarschaft an den Wochenenden Nähkurse statt. Von daher muss man sich nicht über die große grüne Tafel, natürlich mit vorhandenem Fach für Schwamm und Kreide an der Wand wundern, ebenso wenig wie über die gestapelten Nähmaschinen unter der Küchenzeile, weil eine Küche mit allen nötigen Geräten gibt es hier auch. Diese kommt mindestens zu den regelmäßig stattfindenden Frauenfrühstücken zum Einsatz, wenn Kaffee, türkischer Tee und Eier gekocht werden.

Das Frühstücken im Rahmen des Programms der Integrationsagentur der Internationalen Initiative Hochfeld e.V. ist bei den Frauen beliebt. Es soll der Integration dienen und so lernen die Frauen beim „deutschen Frühstück“ neben hellen Brötchen, Mehrkorn- ,Sesam- und Mohnbrötchen, Aufstrich, Aufschnitt, der allerdings nur aus bestimmten Metzgereien akzeptiert wird und den Halalcheck überstanden haben muss („halal“ ist arabisch und bedeutet „erlaubt/ zulässig“; Fleisch und Wurst sind dann halal, wenn die Tiere nach bestimmten Vorschriften geschlachtet wurden), hartgekochte Frühstückseier und den gesunden O-Saft kennen und schätzen. Margarine scheint einfach in ihrer Existenz ignoriert zu werden, wobei die gute deutsche Markenbutter sich großer Beliebtheit erfreut. Auch bei der Kaffeemilch wird die mit dem größten Fettgehalt bevorzugt. Genau so gut wie gefrühstückt wird, wird dann in der Frauengruppe aufgeräumt, gespült und gewischt in einer Schnelligkeit und Gründlichkeit, die zu bewundern ist. Zwar bedeuten solche Tätigkeiten keine große Abwechslung zu den dominierenden Alltagsaufgaben der meisten syrischen Frauen, aber dennoch empfinden die Frauen solche Treffen als Highlights in ihrem Alltag.

Zum „Orientalischen Frauenfrühstück“, welches dann im monatlichen Wechsel stattfindet, werden andere Lebensmittel eingekauft. Die Frauen bereiten die meisten Speisen frisch vor Ort zu. Viele Gerichte sind vegetarisch. Es werden u.a. Zutaten verwendet wie Kichererbsen, Saubohnen, frische Blatt-Petersilie, Frühlingszwiebeln, Sesampaste, Tomaten, Knoblauch, Zitronen, fettarmer Joghurt, Oliven und Olivenöl. Das dünne arabische Brot darf nicht fehlen, genauso wie Wurst, die halal ist und Cola als Verdauungshilfe, weil das Essen „mächtig“ ist, wie eine Teilnehmerin lachend meint.

Ganz ungewohnt bis gar nicht vorhanden in der deutschen Küche ist dieser saure bzw. bittere Geschmack, den die eingelegten Steckrüben, rote Beeten und Chilischoten sowie die Kohlblätter annehmen, wenn sie in Salzwasser und Essig eingelegt werden. Es ist dann sowohl farblich als auch geschmacklich eine Bereicherung, auch einmal Rosa zu essen.

Beim Frühstücken, bei dem nicht viel Besteck verwendet, ergibt sich die ungezwungene Gelegenheit, zu erfahren, wie der Alltag der Frauen abläuft, was den Frauen wichtig ist, worüber sie sich ärgern oder womit sie alleine in Deutschland überfordert sind. So entstehen dann die kommenden Veranstaltungen. Ein Merkez-Moscheebesuch, der schon lange gewünscht wird, ist endlich für den April geplant und im übernächsten Monat wird „profamilia“ zu Besuch kommen und die Frauen über Vor- und Nachteile verschiedener Verhütungsmittel und deren mögliche Kostenübernahme informieren.

Interessant ist auch die Feier des Muttertages, die in Syrien bereits im März ansteht. Zum Frühlingsanfang am 21. März werden die Mütter von ihren Kindern und Ehemännern reich beschenkt und gewertschätzt. Zu diesem besonderen Anlass darf ein Treffen im Frauenzentrum nicht fehlen und diese wunderschöne Muttertagstorte, die eine Teilnehmerin alleine kreiert und hergestellt hat, verdient es, von Vielen bewundert und genossen zu werden.

Es gibt auch viele syrische Muttertagslieder, die gesungen werden. Alles in Allem gibt es Vieles, was wir voneinander lernen können und was unsere Leben bereichern kann.