Internationaler Gral-Austausch
Gralzentrum, Mülheim, 08. Juli 2016

Magdalena Tigges-Lammers

Im Anschluss an die Pfingstfeier im Mai erzählte mir Silvana Ferraguti von einem internationalen Graltreffen, das im Juli im Mülheimer Zentrum stattfinden sollte.
Sie lud mich ein, teilzunehmen. Als Pensionärin unbeschränkt in meinen Planungen nahm ich mir vor, diesen Termin möglichst freizuhalten, und fortan stand er ehern in meinem Kalender und nichts konnte ihn vertreiben. Ich war zu gespannt. Näherte ich mich dem Kern der Idee?

Gralfrauen aus vielen verschiedenen Ländern waren angekündigt.
Geplant war das Treffen von 18.30 bis 20.30 Uhr. Gegen 22 Uhr waren wir bei den Ersten, die aufbrachen. Doch ich hatte das Gefühl, es könnte jetzt noch Stunden weitergehen. So vieles war noch nicht erzählt.

Aber beginnen wir von vorne.

Am Freitag, dem 08.07. 2016 empfingen das Leitungsteam und Gralfrauen und Freundinnen aus Deutschland eine bunte Schar ausländischer Gralfrauen, die an einem internationalen Austauschprogramm teilnahmen.
2 Frauen kamen jeweils aus Mozambique, den Philippinen, USA, den Niederlanden, 1 aus Südafrika und Australien.

Sie wollten an diesem Tag Frauen aus der Umgebung kennenlernen, um von ihrer Arbeit zu erzählen und sich darüber auszutauschen.

Nach einer allgemeinen kurzen Vorstellungsrunde berichteten alle ausländischen Gäste über ihr Land und ihre Arbeit.

Ich bin fasziniert von der Unterschiedlichkeit der Frauen, von ihrer Stärke und Beharrlichkeit, ihrem unerschütterlichen Engagement.

„It’s all on the basis of our beliefs“, sagt Judith aus der Bronx in New York, die selbst vor 16 Jahren aus Trinidad -Tobago in die USA einwanderte. Heute fördert sie selbst die Integration von Kindern aus Migrantenfamilien aus vielen verschiedenen Ländern. ‚Alles geschieht auf der Grundlage unserer Überzeugungen.’

Ich bin fasziniert von den jungen Frauen aus Mozambik. 23 und 25 Jahre alt sind sie, Masterabsolventinnen in den Fächern Internationale Beziehungen und Diplomatie, waren schon Vertreterinnen ihres Landes bei UNO- Konferenzen für Frauenrechtsfragen in New York. In ihrem Land, einem diktatorisch geführten Land, das der eigenen Bevölkerung kaum Chancen auf Entwicklung bietet, organisieren die Gralfrauen Projekte für Kinder und Familien. Aufklärung, Bildung, Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Frauen und der Kampf gegen die Zwangsverheiratung der Mädchen sind ihnen ein ganz besonderes Anliegen.“Nur wenn die Familien lernen, dass es wichtiger ist, ihre Mädchen zu bilden als sie zu verkaufen, kann sich etwas zum Positiven ändern.“ Das treibt sie an.

Aus Südafrika erfahren wir von den nach wie vor bestehenden Missständen in den Townships. Dass sich nach dem Ende der Apartheid nicht viel geändert hat. Soweto ist ein Beispiel für die unendlich schlechte Wohnsituation schwarzer Familien. Hier unterstützen die Gralfrauen viele dieser Familien.

Überall unterstützen die Gralfrauen die Menschen in Not.
In dem reichen Land Australien z.B. sind es die Nachfahren der Aborigines und die Migranten, die von der australischen Regierung sehr schlecht behandelt werden.

Fast alle Frauen sind in ihrer Arbeit angebunden an ihre christlichen Gemeinden, über die sie die Gralgruppen kennengelernt haben. Dies gilt auch für die Frauen von den Philippinen.

Überrascht bin ich zu hören, dass im Gralzentrum Utrecht in den Niederlanden auch buddhistische Meditation ein Angebot ist und war, dass es Workshops zur feministischen Theologie gibt und so hier der Akzent deutlich ein anderer ist als in den übrigen Gralgruppen. Die nicht europäischen Frauen waren besonders an der Begegnung mit den Niederländerinnen interessiert als Vertreterinnen des Landes, in dem die Gralbewegung entstand. Dieses Zusammentreffen bedeutete ihnen anscheinend sehr viel.

Die Niederländerinnen teilen mit den Deutschen und den US Amerikanerinnen die Sorge um den Nachwuchs der Gruppen und damit verbunden die Sorge, dass die Zentren nicht gehalten werden können. Aber mit welch großem Optimismus und welcher Tatkraft gehen sie das Problem an. Sie haben sich entschieden nicht aufzugeben.

All diese Berichte, Nachfragen und Erklärungen wecken bei allen Teilnehmerinnen größtes Interesse. Die Aufmerksamkeit und Konzentration sind übergroß, vor allem, da alles von Christa Werner hin und her übersetzt werden muss.

Es rauschte allen der Kopf. Da war der eingeschobene Imbiss eine willkommene Erholung. Dennoch gab es natürlich eine gute Gelegenheit zu Einzelgesprächen und weiteren Fragen. Ich sprach mit Judith.

Mein Fazit des Abends: In der momentanen Zeit der politischen Rückwärtswendungen, der nationalistischen und rassistischen Abgrenzungen und Feindseligkeiten zwischen den verschiedenen Gruppen innerhalb Europas und weltweit setzt dieses Treffen der Gralfrauen für mich ein deutliches Zeichen. Sie sind selbstverständlich miteinander verbunden, ob jung oder alt, schwarz oder weiß, ganz gleich aus welchem Land. Sie sind verbunden in einer gemeinsamen Idee.

Es war eine wunderbare Erfahrung.

Zum Schluss, im Hinausgehen, steckte mir Judith aus der Bronx ihre Karte zu. „Let’s stay in touch.“ Lass uns in Kontakt bleiben.
Eine Ermutigung!