Das Zusammenleben im Stadtteil Duisburg-Hochfeld.

Im Stadtteil Duisburg-Hochfeld leben zurzeit über 17 000 Menschen mit 100 Nationalitäten zusammen.85% der Kinder im Stadtteil haben einen Migrationshintergrund. Es klingt auf dem ersten Blick sehr interessant und erweckt die Neugierde, wie es überhaupt funktionieren kann. In der Regel entwickeln sich die sozialen Netzwerke im Stadtteil in den eigenen Kulturkreisen auf Grund der gleichen Sprache, Religion und traditionellen Verständnisses der Verhaltensweisen der Menschen. Die traditionellen Verständnisse einer Kultur, wie Gewohnheiten im Alltag, Sitten, Bräuche, Verhaltensweisen, Kleidung, Ideologie, Verständnisse der Geschlechter klaffen mit den Interessen und Verständnissen anderer Kulturen oft auseinander. In Folge von schlechten Erfahrungen, Konflikten oder Missverständnissen werden die Vorurteile verstärkt produziert und verallgemeinert. Die Vorurteile werden in den Familien weiter verbreitet und verankern sich bei den Kindern schon im frühen Alter.
Nicht nur das soziale Umfeld belastet oft die Menschen im Stadtteil, sondern auch die sehr schwache finanzielle Situation. Viele Familien im Stadtteil leben unter dem Existenzminimum. Dazu gehören die Zuwanderer aus Neu-EU-Ländern, die vom Bezug der sozialen Transferleistungen in Deutschland de fakto ausgeschlossen sind und keine Arbeit finden oder für Hungerlöhne arbeiten und nicht selten den ausbeu-terischen Strukturen ausgeliefert sind. Auch die Flüchtlingsfamilien aus Syrien, der Ukraine, den Balkanstaaten oder Afrika, die in Folge der politischen Unruhen in der Welt und katastrophalen wirtschaftlichen Situation im eigenen Land in Deutschland bzw. in Duisburg-Hochfeld den Schutz suchen, benötigen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung.
Frauenprogramm in der Internationalen Initiative Hochfeld e. V.
Die soziale Arbeit mit Familien im Stadtteil hat das herausfordernde Ziel, das gemeinsame Leben etwas zu erleichtern undzwischen Konflikten und Missverständnissen zu vermitteln. Der Fokus der Arbeit liegt in erster Linie nicht darin, die Unterschiede zu suchen, sondern die Gemeinsamkeiten in unseren Bedürfnissen als Menschen zu finden. Dementsprechend bieten wir Begegnungsangebote für Frauen, wie das internationaleFrauenfrühstück, Kochtreffs, Lerntreffs, Frauenkino, kleine Ausflüge sowie Informationsveranstaltungen für Frauen mit und ohne Migrationshintergrund an. Die Themen für Informationsveranstaltungen werden gemeinsam mit den Frauen im Gesprächskreis abgestimmt. Im Austausch merken die Teilnehmerinnen, insbesondere Mütter sehr schnell, dass sie im Alltag mit den gleichen Problemen und Unsicherheiten, unabhängig von der Herkunft, dem politischen und wirtschaftlichen Status in Fragen der Erziehung der Kinder, Schule, Kindergarten, gesunde Ernährung, Partnerschaft, Rechte in Deutschland, Zeitmanagement, Frauengesundheit, Arbeit, Diskriminierung etc. konfrontiert sind. Die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen werden ernst genommen. Zu Informationsveranstaltungen werden Experten/innen eingeladen, diedie Frauen aufklären und ihre Fragen beantworten. Bei den Koch- und Backtreffs tauschen die Frauen sich mit Erfahrungen und Rezepten aus.
Um allen Verpflichtungen des Alltages nachzugehen, verlassen die Frauen den Stadtteil nun selten. Dementsprechend äußern sich die Teilnehmerinnen, dass eigene Bedürfnisse immer weiter in den Hintergrund geraten. Oft sparen Frauen an sich selbst, um den Kindern etwas leisten zu können, wie neue Schuhe oder Schultaschen mit dem Motiv des Lieblingszeichentrickfilms des Kindes oder sie stopfen andere finanzielle Löcher im Haushalt. Sie sind nicht gewohnt, über eigene Bedürfnisse nachzudenken, überhaupt darüber zu reden und für sich selbst etwas Zeit zu nehmen. In diesem Zusammenhang freuen sich Frauen, wenn wir gemeinsam kleine Ausflüge unternehmen. Wir gehen gemeinsam im Rhein Park, im botanischen bzw. zoologischen Garten und in Duisburger Innenstadt spazieren, besuchen Museen, Bibliotheken und Sehenswürdigkeiten Duisburgs. In diesen Momenten merkt man, wie Frauen vom Alltag abschalten und kurz andere Dinge im Leben bewundern und genießen können. Die Gesichter werden fröhlicher und entspannter.

Beate Kessler