Schutzengel auf Erden

Gökce Yesilyurt

Als Freitagmorgen das Telefon klingelte, war ich auf so einen wunderbaren Tag nicht vorbereitet. Die Stimme am anderen Ende des Hörers war sanft und vertraut. Als sie anfing so weich und ruhig zu sprechen, ratterten in meinem Kopf die Gedanken und Erinnerungen.
Wie lange kennen wir uns schon?
Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen?
Warum habe ich so viel Zeit schweifen lassen?
Wie muss ich mich verhalten?

Und die Antworten ließen nicht lange auf sich warten. Wir kennen uns schon seit 30 Jahren. Das letzte Mal haben wir uns auf einer Beerdigung gesehen. Auf die Frage, warum ich mich, so lange Zeit nicht gemeldet habe, habe ich keine Antwort. Mittlerweile bin ich kein Kind mehr, sondern eine erwachsene Frau; folglich muss ich mich wie eine Erwachsene Frau verhalten.
Und wieso taucht sie wieder in einem Moment auf, wo es in mir so düster ist?

Es gibt Menschen, die uns ein Leben lang begleiten, immer dann unerwartet in unserem Leben auftauchen, wenn wir fast die Hoffnung verloren haben. An uns verzweifeln, an der Gesellschaft, an dem einzelnen „Menschen“ verzweifeln. Nicht mehr an den Frieden und an das Gute glauben.
Dann sind sie da, um dich aufzufangen um dir Kraft zugeben. Es sind für mich die Schutzengel auf Erden. Und wenn ich darüber nachdenke, weiß ich, dass ich Gottes geliebtes Kind bin, denn ich habe viele Schutzengel auf Erden.

Ich habe an diesem Nachmittag zwei von diesen Schutzengeln wieder gesehen. Unerwartet.
Es war eine Einladung zu einer Adventsfeier im Gral Zentrum Mülheim. Ein gemeinsamer Nachmittag, mit Frauen unterschiedlichen Alters, Lebensläufen und Konfessionen. Ein kleines Programm war vorgesehen. Eine Kennenlern runde mit Kaffee und Kuchen. Gebete und Lieder über Frieden. Die Ruhe, die das Gral Zentrum und die positive Energie, die von den Teilnehmerinnen ausging war enorm.
Zum Ende des Programms, ging es um Begriffe wie „friedlich, friedvoll, Friedenstaube, friedfertig, Friedensstifter“. Assoziationen mit diesen Begriffen, darüber nachdenken und sich den Anderen mitteilen.
Ich, für meinen Anteil kann sagen, dass es ein friedlicher Nachmittag war, mit ganz vielen Friedensstifterinnen, die zusammen gekommen, miteinander friedvoll umgegangen sind, damit weiterhin die Friedenstauben in Freiheit, unbeschwert fliegen können.

Ein Nachmittag des Austausches, der Hoffnung macht. Hoffnung auf die Gesellschaft, auf den einzelnen Menschen. Hoffnung dass es besser werden kann.
Hoffnung auf Frieden.
Hoffen, dass das Friedenslicht, dass in Betlehem gezündet wird
nie erlischt.