Ökumene – seit 91 Jahren im Gral gelebte Wirklichkeit

 

Dr. Marita Estor

Natürlich haben wir während des letzten Oktoberwochenendes im Haus am Maiberg in Heppenheim den Aufruf „Ökumene – Jetzt!“ diskutiert. Bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens fordern darin im Hinblick auf das fünfzigjährige Konzilsjubiläum und das 500jährige Jubiläum der Reformation ein entschiedenes Miteinander der christlichen Kirchen, damit nicht die vielen Christen, die schon jetzt ökumenisch leben in „ein Niemandsland“ abdriften. 19 Gralfrauen und -freundinnen und Interessierte teilten viele und vielfältige ökumenische Erfahrungen aus mehreren, auch osteuropäischen Ländern, und vor allem auch aus frei- und friedenskirchlicher Perspektive. Das Gemeinsame und Verbindende war dabei wichtiger als das Trennende.
Ein Rückblick auf die Gralgeschichte machte bewusst, wie das ökumenische Anliegen von Anfang an zum Gral gehörte, aber auch wie sehr es sich gewandelt hat: Ursprünglich war der Gral gegründet als Teil der niederländischen „Konversionsbewegung“. Aufgrund der eigenen „Bekehrung“ suchten damals sehr jungen Frauen den nicht getauften Kindern und Mädchen einen lebendigen Glauben zu vermitteln. Angestoßen durch das Konzil (1962 – 1965), das die Nicht-Katholiken als Bürger und Bürgerinnen des Volkes Gottes anerkannte, kam es im Gral in vielen Ländern zu intensiver ökumenischer Zusammenarbeit in vielen Initiativen und Projekten, wie beispielsweise dem Ökumenischen Bibelkreis in Mülheim a. d. Ruhr. Das führte schließlich seit den siebziger Jahren zur vollen Partizipation von Christinnen aus verschiedenen christlichen Kirchen und Glaubensgemeinschaften.
Das gemeinsame Engagement für Gerechtigkeit und Frieden, für Bildung und Frauenförde-rung erwuchs aus einer gemeinsamen Suche nach lebendigem und gelebten Glauben, aus Gebet und Meditation, aus dem kreativen Feiern und Ritualen, wo bei gemeinsame Mahlfeiern immer einen besonderen Platz einnahmen. So hat uns auch das von evangelischen Frauen initiierte „Frauenmahl“ fasziniert, zu dem in einem festlichen Rahmen „Reden zur Zukunft von Religion und Kirche“ gehalten werden. www.frauenmahl.de Die Stimmen der Frauen sollen dadurch in ihrer Vielfalt in der Lutherdekade zu Gehör gebracht werden.
Übrigens haben die Frauen im Gralzentrum Mülheim für den 11. November internationale Studentinnen an der Uni Duisburg zu einem Frühstück eingeladen.