„Tagst du noch oder lebst du schon in der Gruppe?“
Gral-Tagung vom 9. bis 11. Oktober 2015 in Heppenheim

Hildegard Müller

Die Erfahrung zeigt, dass in der Regel bei Tagungen oft sehr wenig Zeit bleibt, um in der Gruppe auch der persönlichen Begegnung Raum zu lassen.

So war der Wunsch nach einem Wochenende „der anderen Art“ verständlich. Zwar gab es auch Berichte über das Europäische Treffen in Portugal und über die Internationale Ratsversammlung in Australien, doch im Mittelpunkt stand die Reflexion über das eigene Leben und das Gespräch miteinander.

Als Überraschung durften wir diesmal Heppenheim auf besondere Weise kennen lernen. Zwei Frauen führten uns auf dem Laternenpfad durch die Altstadt und trugen launig Geschichten und Sagen aus der Stadt und Region vor. Diese sind von einem Künstler als Scherenschnitte in den Laternen sichtbar gemacht.

Mit dem bekannte Spruch, der oft Märchen einleitet „Es war einmal…“, lud Christa Werner dazu ein, den Blick darauf zu wenden, wo komme ich her, wie bin ich geworden wie ich heute bin und wer und was hat mir besonders dazu verholfen. Wie, wann und durch wen bin ich mit der Internationalen Bewegung christlicher Frauen GRAL bekannt und tätig geworden.

Jede der 13 Frauen brachte ein je eigenes Lebensbild in die Gruppe und konnte es vorstellen. Es war spannend, sowohl unterschiedliche Verläufe als auch Parallelen zu sehen. Es gab dunkle, schwarze Zeiten, die bewältigt werden mussten und auch noch müssen. Da war Krieg, Flucht, Verlust der Heimat, Krankheit und Tod geliebter Menschen in der Familie, von Freunden, von Gral-Frauen, wenig Beweglichkeit im Alter und entsprechende Einschränkungen. In diese schwarzen Fäden waren aber auch viele gelbe, rote, grüne eingewoben, die von glücklichen Momenten und Erfahrungen zeugten, die in der Familie, mit Kindern, mit Freunden, im Beruf und im Gral und auf ganz verschiedenen Ebenen Zuversicht und Freude bereiteten. Einmal darüber in aller Offenheit und im geschützten Raum erzählen zu können, war ein Gewinn. Deutlich wurde, dass es vor allem Menschen waren, die Impulse gaben und Wegbegleiter und Wegbegleiterinnen wurden und es zum Teil noch sind. Im tiefsten war es gleichzeitig das Gottvertrauen auf dem richtigen Weg zu sein, auch wenn es Umwege und vielleicht auch Irrwege gab. Zu der entspannten und frohen Atmosphäre trugen das gemeinsame Singen und Beten, die meditativen Tänze, geleitet von Gertrud Karlstetter und die Musikbeiträge von Maria Kaiml bei. Dank an das Vorbereitungsteam Silvana Ferraguti und Christa Werner. Wie immer auch an die Gastfreundschaft im Haus am Maiberg in Heppenheim, die allen wohltut.